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                                                                       Cadlanvalley Sir Ivanhoe


                                         

                                   
Cadlanvalley Sir Ivanhoe von Boston Bonaparte x Newtonhill Naughty Boy Charlie x Broadlands Coronet


Seit Jahren schon spukte mir die Idee durch den Kopf, Fannie Mae einmal an einen Cremello Ponyhengst anzupaaren. Stutenfee Ingrid wollte nichts davon hören, "mit so einer bewährten Stute gehst du nicht zum Ponyhengst!", schimpfte sie gern mit mir und es machte mich jedes mal Lächeln. Ich weiss das Engagement meiner Stutenfee sehr zu schätzen und lege grossen Wert auf ihre Meinung. Und doch ... Es gab auch sporterfolgreiche und sehr protegierte Kandidaten unter den Cremellos. Der Multichampion Golden West war einige Jahre in der Nachbarschaft verfügbar, damals war ich bereits zu Wiebke in den Stall gefahren und hatte mir den Hengst auf dem Pflaster angesehen. So richtig zünden wollte es jedoch nicht.
Mein Interesse an Golden West hatte jedoch zur Folge, dass ich mich intensiver mit der deutschen Reitponyzucht beschäftigte und insbesondere Verwandtschaft und Nachkommen dieses Cremellos näher in Augenschein nahm. Es gab einiges, das für ihn sprach. Es gab aber auch Punkte, die mich nicht überzeugten. Nicht in Verbindung mit meinen Stuten, wenn Fannie oder eine ihrer Töchter zur Diskussion standen. Ein totaler Outcross, bewusst frei von der in Deutschland bewährten Ponyhengstgenetik, erschien mir angebrachter. Leicht, fein und gern auch deutlich kleiner.  

Als dann Butterfly heranwuchs und offensichtlich wurde, dass sie das 1,60er Mass kaum überschreiten würde, nahm der Gedanke an einen cremelligen Ponyhengst erneut Gestalt an. Zu der Zeit war Cadlanvalley Sir Ivanhoe bereits in Deutschland verfügbar, wenn auch mit geringen Referenzen. Letztendlich war es meine Fahrt nach Wales im letzten Sommer, die mich ganz und gar inspirierte. Die Heimat der Welsh Ponies, ihre Geschichte und Entwicklung als reine Kinderponies auf der Insel und der Besuch einiger Gestüte hatten es mir angetan.

Wie der Zufall es wollte fand nur wenige Tage später die deutsche Welsh Bundesschau im nahen Ostbevern statt. Begeistert nahm ich die Gelegenheit wahr und liess mich einmal mehr "Welsh" berieseln. Es war ein Ausflug in eine andere Welt. Die Eindrücke in Ostbevern krempelten mich völlig um. Die authentischen Sattelklassen der Welsh-Züchter sind nicht vergleichbar mit dem, was man in Deutschland als Sportpferdezüchter gewohnt ist. Gemischte Klassen, beinahe folkloristisch anmutend, und die Ponys werden allein nach Rittigkeit unter dem Amateur bewertet. In grossen Feldern stellen die Ponys aller Formen und Altersklassen sich in Trab- und Galopprunden den Richtern, darunter auch Hengste und durchaus Deckhengste. Bewertet werden Rittigkeit und Gehorsam in einer Prüfungsform, die
alle deutschen Sportpferdeselektionen auf den Kopf stellt.
Ich malte mir aus, wie unsere noblen Hengste und Elitestuten in einem Pulk von bis zu dreissig Pferden im rauschenden Trab und Galopp um das Feld brausten, und welche Konsequenzen das wohl hätte...


                                           
                                                  Welshponies in London Olympia
 
Interieur und Gehorsam.
Eine deutlich andere Gebrauchspferdeprüfung und kein Vergleich zu unseren Hengstleistungsprüfungen oder allen anderen sportlichen Formaten, die heutzutage allein von Profis dominiert werden. Es stellt sich die Frage, welches Bewertungsmodell in Hinblick auf Gebrauchspferd wohl das reellere ist?
90 Prozent unserer deutschen Pferde und Ponys bedienen den Freizeitreitermarkt. Haltbarkeit, Interieur und drei ordentliche Grundgangarten nebst einem ordentlichen Sprung sind die gesunden Kriterien, die so ein Pferd zu erfüllen hat. Exaltierte Bewegungsabläufe und ein häufig kurzer Schritt gehören nicht dazu.

Und doch bin ich in erster Linie Sportpferdezüchter mit hohen Ansprüchen. Haltbarkeit, Interieur und drei ordentliche Grundgangarten nebst einem ordentlichen Sprung sind auch meine Kriterien. Exaltierte Bewegungsabläufe und ein häufig kurzer Schritt gehören nicht dazu.

Wie Butterfly sich vererbt, wissen wir nicht. Sie ist in vielerlei Hinsicht ein kleineres Abbild ihrer Mutter mit Mutters beeindruckendem Antritt und Schub. Das hinreissende Köpfchen ist das I-Tüpfelchen obendrauf und hat sie vom ersten Tag zu einem echten Hingucker und Herzensbrecher gemacht. Ob sie auch Fannies Sprungvermögen geerbt hat, eindeutiges Erbe des Frühlingsball, und dies in nicht-springvernichtender Anpaarung auch vererbt, wissen wir noch nicht. Die Hoffnung besteht durchaus. In jedem Falle möchte mir die evidenten Eigenschaften in einer Anpaarung erhalten: Interieur, Schritt und Typ.
Inwieweit die Qualität der Grundgangarten Trab und Galopp durch einen Ponyhengst beeinflusst werden, dessen Selektion nicht in erster Linie nach Grundgangarten erfolgte, sei dahingestellt. Der kleine Ivi trabt und galoppiert flott und unaufwändig und vermutlich langlebig. Funktional in einer anderen Definiton, als das die Spezialisierung in Sportpferdeprüfungen heutzutage erfordert.

Da drängt sich die Frage auf, wie man einen 1,28 kleinen Ponyhengst überhaupt sinnvoll prüft?
Das Konzept der FN jedenfalls gab zu dem Zeitpunkt noch keine glaubwürdige Antwort, eine Prüfung unter dem Reiter war für kleine Ponyhengste gar nicht vorgesehen. Für Hengste unter 1,38 war allein eine "Hengstleistungsprüfung Fahren" mit einer gewichteten Endnote von 6,5 und besser vorgesehen. Keiner der Merkmalsblöcke durfte dabei unter 5,0 liegen.
Zurecht stellt man die Sinnhaftigkeit einer solchen Prüfung in Frage, wenn das Zuchtziel "Reitpony für Kinder" lautet.
Das musste auch die FN einsehen.

Weshalb die Anforderungen an die Hengstleistungsprüfungen für Hengste unter 1,38 vor zwei Jahren angepasst wurden und es in den Grundsätzen für Deutsche Reitponies nun lautet:
"
Die Hengstleistungsprüfung vollständig abgeschlossen haben Hengste unter 138 cm, die bei der Hengstleistungsprüfung Fahren .... oder die in der Kurzprüfung (2 Tage) eine gewichtete Endnote von mindestens 6,5, wobei keiner der Merkmalsblöcke unter 5,0 liegen darf, erreicht haben."

Einen solchen 2-Tage Test unter dem Reiter inclusive Fremdreiter, Springen und Freispringen absolvierte Cadlanvalley Sir Ivanhoe auf dem Rollehof bei Familie Müller in Erbach im Odenwald. Um dem kleinen Ponyhengst gerecht zu werden hatte man sich dort extra auf die Suche gemacht nach angemessen kleinen und leichten Fremdreitern. Eine Herausforderung, der auch Lisa Bröskamp sich stellen musste, als sie ihren Ivi seinerzeit beritten machte. Die perfekte Azubine zeichnete sich letztendlich selber leichtgewichtig und durch ein angemessenes Ponymaß aus - im wahrsten Sinne des Wortes und sehr verständlich so.

Den 2-Tagestest Reiten absolvierte Cadlanvalley Sir Ivanhoe als Tagessieger mit der Gesamtnote 7,7. Seine beiden Konkurrenten, einen Achal Tekkiner und ein Connemarapony, liess der kleine Ponyhengst mit Noten von 7,29 und 7,11 hinter sich.
Keine Note lag unter 7, für den Galopp gab es die 8,0 und für das Freispringen erhielt er sogar die 8,5. Letzteres ist mir besonders wichtig, einfach weil so ein Pony durch Eigenschaften eines Allrounders zu überzeugen hat und dazu gehört nunmal ein gut ausbalancierter Sprung. Ivi springt engagiert mit gutem Körper und Technik, Eigenschaften, die vielen unserer Reitpferde mittlerweile abhanden gekommen sind.


                                                                  

... und während ich diese Zeilen schreibe, gibt es eine Kopf-Notiz:
sobald Butterfly in diesem Sommer in Münster einzieht, werde ich sie Freispringen lassen!

Im Anschluss an seine erfolgreiche Hengstleistungsprüfung wurde Cadlanvalley Sir Ivanhoe 2017 auf der Süddeutschen Körung in Alsfeld gekört und ins Hengstbuch I eingetragen. Der kleine Welsh-B Cremellohengst befindet sich seit 2014 in Besitz von Lisa Bröskamp, die ihn ungeritten und rein zufällig entdeckt hat. Damals lief er noch auf der Weide und war schon fünf Jahre alt und völlig roh. Ivi war als Fohlen aus Wales nach Deutschland importiert worden, gezogen wurde er - wie der Name schon sagt - auf dem Cadlanvalley Stud in Wales.

                                                                      
                                                                                                                                 Newtonhill Prince Bertie

Ivi's Mutter Newtonhill Kerry ist Vollschwester zu dem Multichampion Prince Bertie, der auf den Schauplätzen der Insel annähernd dreissig Mal ausgezeichnet wurde, darunter 2006 der Sieg auf der Royal Welsh Show in der Section B für 3-jährige Hengste. Mehr kann ein Welsh Pony auch in England kaum erreichen.
Newtonhill Kerry wurde als Jährling und Zweijährige mehrfach in der Heimat ausgestellt und verfügt über drei Schaurankings an zweiter bis vierter Stelle bei der Welsh Pony & Cob Society 2005 und 2006, dort ist sie mit insgesamt sechs Nachkommen als Zuchtstute registriert.

                                                    
                                                                                 Mutter Newtonhill Kerry                                                     Muttervater Newtonhill Naughty Boy Charlie

2005/00 Nottinghamshire County [1] Sec B yearling FILLY/GELDING 4th
2005/00 Scottish & Northern [1] Sec B yearling FILLY/GELDING 2nd
2006/00 Scottish & Northern [2] Sec B 2/3yr FILLY/GELDING 3rd

Auch ihre Mutter, Ivi's Grossmutter Palesides Jessica von Broadlands Coronet verfügt über ein umfangreicheres Schauregister mit Rankings an 1.-3. Stelle:

1999/00 Great Yorkshire * 3rd
1999/00 West Yorkshire WPC [1] Section B Medal Award C
1999/00 West Yorkshire WPC [3] * 2nd
2000/00 Great Yorkshire * 2nd
2000/00 Nottingham County * 2nd
2004/00 West Yorkshire WPC [1] Sec B 4+yrs BROOD MARE 1st

Bei der Welsh Pony & Cob Society ist sie neben Newtonhill Kerry und Prince Bertie mit zwei weiteren Nachkommen registriert.

Ivi's Vater Boston Bonaparte zählt zu den erfolgreichsten Welsh B Ponydeckhengsten dieser Zeit. Selbst kaum auf Schauen vorgestellt führte er 2006 die Welsh Pony & Cob Society Section B Sire Rating Points an, in den Jahren 2005 und 2007 war er Zweiter. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Claudia Clausnitzer für die spontane Hilfe bei der Recherche und den Blick in die alten Kataloge!

Boston Bonaparte deckte zunächst in England und später in den Niederlanden. Im Ausland waren bis zu 16 Söhne im Deckeinsatz, darunter der Wales Borders Champion Cadlanvalley Royal Keeper (Frankreich). In Deutschland ist Boston Bonaparte aktuell neben Ivi auch durch den Weser-Ems-Siegerhengst Woldberg‘s Leonardi (HLP Reservesieger Fahren) und den ebenso in Weser-Ems gekörten Tijd Vlijt’s Oreon vertreten. Mit Boston B von Boston Bonaparte, Siegerfohlen der IG Welsh Schau in Trittau 2016 und dritter Gesamtsieger aller Fohlen dort, wurde im letzten Jahr ein vierter Sohn in Schleswig-Holstein gekört und Weser-Ems anerkannt.

Bewegungsopulente und prämierte Schauponies gibt es zahlreich. So ist Boston Bonaparte auch Vater zu Cadlanvalley Gold Star, der in den Niederlanden wirkte. Stall Rondo schrieb dazu: "Goldstar haben wir seiner Blutführung wegen gekauft. Seine Mutter Laithill Chanille ist eine der letzen Töchter des Tetworth Nijinski. Dieser Hengst hat die Bewegung in die Niederlande gebracht!" Wenn man die Ponies sieht, glaubt man das gern. So stellte Cadlanvalley Gold Star mit Nilantshoeve’s Zippo den Körsieger in Ermelo, der auch Internationaler Siegerhengst aller Sektionen in Belgien und FN Bundessiegerhengst wurde. Dessen Sohn Ankumshof Kensington war Welsh-Siegerhengst in Schleswig-Holstein und aktuell Siegerhengst in Ermelo 2019.

Die ungemein imposanten Ponies erinnern mich sehr an die sehenswerten Schauklassen der Welsh Bundesschau und qualifizieren sich mit ihrem Stockmass um 1,30-1,35 allesamt und zurecht für die reine HLP-Zulassung im Fahren.
Eine Reise durchs Internet auf Fotosuche nach Welsh-Bewegungskünstlern lohnt. Die Ponies sind ein echter Augenschmaus. Die Suche nach Sattelfotos jedoch gestaltet sich rar. Natürlich ist es anspruchsvoll, passende Reiter für so kleine Ponies zu finden. Aber wie das nunmal ist:

                                                                                              "The proof lies in the pudding!"

Und das gilt ganz besonders für den Anspruch an Reitponies. Ein Schaupferd ist nicht mein Zuchtziel. Ich weiss daher zu schätzen, dass Lisa Bröskamp ihren Ivi ausdrücklich einem Satteltest unterzogen hat und halte die Noten im Bereich von 7,00 bis 8,5 (befriedigend und gut) für angemessen und realistisch.

Als wir im Februar zu Familie Bröskamp fuhren um uns Ivi einmal life anzusehen, lag mein Anspruch auf einem korrekten Fundament und Körperharmonie.
Zu unserer Freude gab es dort auch drei Nachkommen aus diversen Anpaarungen (Grosspferd und Pony), die sich allesamt ebenso durch ein korrektes Fundament auszeichneten. Freilaufend auf dem Reitplatz hinterliess der kecke Hengst einen rundum soliden und reellen Eindruck in allen drei Grundgangarten, auch hier fiel der Galopp besonders auf, für den es schon bei der HLP die höchste Note gab. 

Ruckzuck erlag auch Stutenfee Ingrid dem Charme des kleinen Hengstes und das war mir wichtig - sie muss die Nachzucht schliesslich hüten!

Als Butterfly dann Anfang Mai das erste mal rosste war selbst unsere Tierärztin gespannt, ob dieser Besamung Erfolg beschieden sein würde. Frau Bröskamp hatte mir die komplette Ausbeute des morgentlichen Absamens mit auf den Weg gegeben, ganze vier Tuben - herzlichen Dank dafür!
Zwei Wochen später hatten wir Gewissheit: Butterfly ist tragend von Cadlanvalley Sir Ivanhoe und es dürfte kaum ein Fohlen geben, dem wir alle so gespannt entgegensehen wie diesem Palominofohlen im nächsten Jahr ...   


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                                      Cadlanvalley Sir Ivanhoe



                                 


Der kleine Welsh B-Hengst spukt mir seit gut zwei Jahren durch den Kopf. Ein Besuch war lange geplant und Stutenfee Ingrid sollte unbedingt mit dabei sein. Wenn Butterfly tatsächlich ein Palominofohlen von einem Ponyhengst bekommen sollte, dann war mir der Segen meiner Stutenfee für so eine Anpaarung wichtig.
Ebenso wichtig war die Ansicht vorhandener Nachzucht, um überhaupt eine Einschätzung der Vererbung vornehmen zu können. 

                                                      
                                                  

Sonntag war es so weit. Besuch bei Familie Bröskamp und ihrer Ponyzucht!
"Ivi" war extra für uns blitze-blank herausgeputzt worden und erwartete uns duftig in seiner Box - herrlich! Dem cremelligen Glanz war allerdings nur kurze Dauer beschieden. Kaum war der kleine Hengst auf dem grossen Reitplatz angekommen, kullerte er sich genüsslich im Sand, setzte sich aufrecht hin und buddelte im Sitzen Löcher in den Boden - dabei blitzte er uns herausfordernd an. Ein echter kleiner Clown!


                                  


                                  


                                                  


Es war ein stürmischer Tag und ich betrachte es als gutes Omen, dass die Sonne sich passend zu unserer kleinen Fotosession ihren Weg durch die Wolken bahnte.
Auf der Rückfahrt murmelte Ingrid grinsend und mit einem nachhaltigen Lächeln im Gesicht immer wieder "Der gefällt mir! Das passt wohl!", und ich war ganz und gar entzückt, meine sonst so kritische Stutenfee derart eingenommen von dem kleinen Kerl zu erleben :-)  


                                                 



                                                 




2.5.2020 Butterfly ist tragend von Cadlanvalley Sir Ivanhoe!





 


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